Autoimmunerkrankungen bei Frauen – Eine Sichtweise der klinischenPsycho – Neuro – Immunologie im physiotherapeutischen Kontext
FemHealth Gast Blog verfasst von: Randa Hodum Elsayed Ali - www.physio-libre.at
Wir laden Gastblogger ein, ihre Erfahrungen, ihr Fachwissen und ihr Wissen zu teilen. Sie sind selbst für ihre Inhalte und Urheberrechte verantwortlich.
Wenn Körper und Psyche sich nicht mehr erkennen
Autoimmunerkrankungen gelten als eine der komplexesten Krankheitsgruppen unserer
Zeit. Etwa 80% aller Betroffenen sind Frauen!
Warum greift das Immunsystem den eigenen Körper an – und wieso sind Frauen so viel
häufiger als Männer betroffen?
In der Änderung liegt die Lösung, und die kleinste Änderung macht den grössten
Unterschied! (Dr.Leo Pruiboom)
In meiner 25jährigen Tätigkeit als Physiotherapeutin habe ich mir diese Frage immer
wieder gestellt. Mein Masterstudium in klinischer Psycho – Neuro – Immunologie
(kPNI) zeigte mir faszinierende medizinische Zusammenhänge. KPNI verknüpft
Erkenntnisse aus Immunologie, Neurologie, Endokrinologie und Psychologie.
Autoimmunerkrankungen sind keine rein körperlichen Probleme, sondern meistens
Ausdruck eines gestörten Gleichgewichts zwischen Körper, Seele und Umwelt!
Die kPNI spricht dabei von dem Metamodell „Text/Kontext“.
Der Lebenskontext, die vielen „Rollen“, die wir an nur einem Tag einnehmen müssen:
Mutter, Geschäftsfrau, Köchin, Geliebte…, all das hat Einfluss darauf, welche Krankheit
sich manifestieren kann. Wenn mein Kontext, in dem ich Lebe, mit meinem Text (meiner
Persönlichkeitsstruktur) in einen Konflikt gerät, ist der Nährboden für die Entstehung von
Krankheit vorbereitet.
Der Kontext macht den Konflikt und der Text „wählt“ die Krankheit.
Was ist klinische Psycho – Neuro – Immunologie?
Die kPNI ist eine evidenzbasierte moderne Wissenschaft, die den Menschen als
vernetztes System betrachtet, in dem Gehirn, Nervensystem, Hormone, Immunsystem und
Umwelt ständig in Wechselwirkung stehen.
Zum Beispiel:
Chronischer Stress belastet und verändert das Immunsystem
Traumata und ungelöste Konflikte wirken immer auch körperlich
Darmgesundheit und Mikrobiom beeinflussen die Immunregulation
Soziale Isolation oder belastende Beziehungen schwächen das Immunsystem
Autoimmunerkrankungen sind in diesem Kontext gesehen nicht „Fehlfunktionen", sondern
Anpassungsreaktionen auf chronische Überforderung. Warum greift das Immunsystem bei
Autoimmunerkrankungen körpereigene Zellen an? Warum haben Frauen eine deutlich
höhere Prävalenz für ein „gestresstes“ Immunsystem?
Typische Autoimmunerkrankungen bei Frauen:
Hashimoto-Thyreoiditis
Multiple Sklerose
Rheumatoide Arthritis
Lupus Erythematodes (SLE)Diese Erkrankungen zeigen sich oft schubweise in Kombination mit Stress, Infektionen
oder hormonellen Veränderungen - ein Hinweis auf das Zusammenspiel von Psyche,
Hormonsystem und Immunsystem, speziell bei Frauen.
Alles ist mit Allem verbunden.
Das moderne Leben und unser Immunsystem
Ohne die Komplexizität unseres Immunsystem würde es uns auf diesem Planeten nicht
geben!
Was passiert, wenn unser modernes Leben das Immunsystem „durcheinander“ bringt?
Eine mögliche Folgen ist die Zunahme von Autoimmunkrankheiten. Unser Immunsystem,
welches uns beschützen sollte, greift plötzlich körpereigene Zellen an.
Es ist unbestritten, dass es bei Autoimmunerkrankungen genetische Prädispositionen
gibt. Zum Beispiel: Es gibt viele Untersuchungen die zeigen, dass eine Mehrzahl von
Menschen Träger des HLA B27 Genes sind, und trotzdem nie eine rheumatische
Erkrankung bekommen.
Definition und Klassifikation der Spondyloarthritis - LINK
Bei Hashimoto spricht man von einer familiären Häufigkeit und auch genetischen
Komponenten - trotzdem bekommt nicht jede Frau Hashimoto, auch wenn es die eigene
Mutter hatte.
Frauen, Hormone und das Immunsystem
Frauen sind immunologisch „aktiver" als Männer. Das liegt unter anderem am Hormon
Östrogen, das bestimmte Immunzellen stimuliert - ein Vorteil bei Infekten! Auf der anderen
Seite ein Risikofaktor bei überschießenden Immunreaktionen. Auch der Zyklus,
Schwangerschaften, die Pille oder die Wechseljahre beeinflussen das Immunmilieu.
Stress - der stille Brandbeschleuniger
Chronischer, psychischer oder körperlicher Stress aktiviert dauerhaft die Hypothalamus-
Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA – Achse). Das führt zu einer erhöhten
Ausschüttung von Cortisol, das kurzfristig entzündungshemmend wirkt – langfristig jedoch
das Immunsystem fehlregulieren kann.
Ein Resultat dieser Fehlregulierung ist: Immunzellen greifen körpereigenes Gewebe,
welches plötzlich als „fremd“ gesehen wird, an. Unter physiologisch gesunden
Bedingungen würde unser Immunsystem toleranter sein und nochmals genauer
„hinschauen“. Typisch ist, dass viele Betroffene rückblickend ,über den einen „Auslöser“
berichten können:
Eine Trennung
Eine Geburt
Ein beruflicher Zusammenbruch
Ein unaufgelöster innerer Konflikt
usw.Therapie von Autoimmunerkrankungen – ganzheitlich denken, individuell handeln
In unserem Körper geht es immer um Energie - „It´s all about Energy“
Die kPNI verfolgt keinen starren Therapieplan, sondern sucht nach den individuellen
Ursachen und Mustern, die das Immunsystem aus dem Gleichgewicht gebracht haben.
Sie arbeitet interdisziplinär mit Ernährungswissenschaftlerinnen, Diätologinnen,
Psychologinnen, Biologische Zahnärztinnen, Frauenärztinnen etc. zusammen um Heilung
zu ermöglichen.
Zentrale Ansätze sind zum Beispiel:
1.Entzündungshemmende Ernährung und metabolische Flexibilität
Entlastung durch antientzündliche Kost (z.B. mediterrane Ernährung, Low Carb, ketogene
Ernährung)…
Reduktion von Zucker und Transfetten
Speziell bei Hashimoto oder MS: Gluten, rotes Fleisch,
Milch und Milchprodukte (Neu5gC) meiden
Aufbau der Darmflora (Mikrobiom-Modulation, Östrobolom)
Mund Mikrobiom (Biologische Zahnmedizin)
Mahlzeitenfrequenz reduzieren uvm.
2. Stressregulation
Achtsamkeit, Meditation, Atemtechniken (Buteyko, Kohärentes Atmen)
Aufarbeitung von belastenden Lebensereignissen (Trauma, Bindung, inneres Kind)
Schlafhygiene und Erholung als feste Bestandteile
3. Bewegung & Biorhythmus (Chronobiologie)
Moderate, regelmässige Bewegung zur Regulierung der Hormon- und Immunbalance
Sonnenlicht, Tagesrhythmus, Kälte- und Wärmereize (z. B. Infrarotsauna, Eisbäder)
Waldbaden
4. Hormonelles Gleichgewicht
Untersuchung und ggf. Regulation von Östrogen, Progesteron, Cortisol, DHEA
Natürliche Rhythmen stärken statt unterdrücken (z. B. durch Zyklusbeobachtung)
Fazit: Heilung braucht Verbindung zu sich selbst und zum Leben
Autoimmunerkrankungen sind keine reinen Fehlfunktionen, sondern oft Signale eines
Körpers, der durch Dauerstress belastet ist – sei es durch Umwelt, Ernährung, Gedanken
oder Emotionen. Frauen sind dabei besonders sensibel, weil ihr Immunsystem sehr fein
auf hormonelle, soziale und emotionale Einflüsse reagiert.
Die klinische Psycho – Neuro – Immunologie zeigt Wege auf, die innere Balance
wiederherzustellen - nicht gegen den Körper zu kämpfen, sondern mit ihm zu heilen. Nicht
mit Symptomunterdrückung, sondern mit echtem Verständnis für das, was krank gemacht
hat – und was wieder gesund machen kann.Dein Körper ist Dein bester Kompass!
Hör ihm zu wenn er „NEIN“ sagt, sonst folgt ein Symptom dem nächsten und dem
nächsten, und am Ende dieses „Krankheitsfilmes“ gibt ist zum Beispiel das „Foto“ -
Hashimoto, MS…
In der Änderung liegt die Lösung, und die kleinste Änderung macht den grössten
Unterschied! (Dr.Leo Pruiboom)
Autorenprofil:
Randa Hodum Elsayed Ali
Email: office@physio-libre.at
Instagram: physio_libre_randa